THAT’S GENTRIFICATION

 

THAT’S GENTRIFICATION

 
  Flugblatt Text April 2001: anlässlich einer Medianight genannten Veranstaltung in den frisch von dem zweilichtigen Investor Klaus Martin Kretschmer erworbenen Kasematten unterhalb des Park Fiction Geländes, veröffentlicht Park Fiction ein Flugblatt:
 
THAT’S GENTRIFICATION
 
Wundern Sie sich über die martialische, von Stahlzäunen und Securities beschützte Baustelle am Hafenrand von St. Pauli, zwischen Pudelclub und Hafenstrasse? Hier entsteht kein Mauermuseum – hier wird eine Party vorbereitet: so feiert die börsengebeutelte New Media Economy.

Flora-Käufer Klausmartin Kretschmer, der sich vor wenigen Wochen durch das Fällen von Bäumen vor den Hafenstrassenhäusern in St. Pauli bekannt gemacht hatte, hat seine ebenfalls frisch erworbenen „River“-Kasematten (unter dem Schauermannspark, Teil des Park Fiction Geländes), an die Veranstalter eines ‚hamburger dialog‘ genannten „nationalen Kommunikationskongresses“ vermietet. In der „mediaNight“ (Pressetext hamburger dialog) wird sich die geladene New Media Szene die Enthüllung eines peinlichen Riesengraffitis anschauen: „Das Werk zeigt die Medienmetropole Hamburg in ihrer führenden Rolle als Keimzelle der Neuen Medien: Symbole der neuen Medienwelt wie die Speicherstadt, die Cap San Diego als Treffpunkt der onlineKapitäne oder die Häuser der grossen Verlage stehen für globale Kommunikation, ausgehend von Hamburg.“ Doch nicht um die sich hier formulierende schwer unterbietbare Provinzialität und Geschmacklosigkeit der Hansestadt geht es hier (Schirmherr des Events ist Bürgermeister Runde), sondern darum:

– die von Kretschmer erworbenen Kasematten liegen unter dem Schauermannspark, einer öffentlichen Grünanlage.

– Der Schauermannspark ist Teil des Planungsgebietes von Park Fiction, des öffentlichen Planungsprozesses und Kunstprojekts für den hier von AnwohnerInnen geplanten Antoni-Park.

– auf die massiven, wiederholten Anfragen besorgter AnwohnerInnen, was in und um die Kasematten geschehen werde, wurde von Investor, städtischen und bezirklichen Gremien wiederholt beteuert, dass nichts bekannt sei, der Schauermannspark nicht vom Kasemattenbesitzer genutzt werde. Eine behutsame und vorsichtige Restaurierung des Gebäudes werde vorgenommen, so Kretschmer, dann werde man weitersehen.

– Andernorts äussert der Investor hingegen, er begehre genau den Schauermannspark zu nutzen.

– Die Stadt leistet, als Trägerin des Kongresses, genau diesen privaten Enteignungswünschen des Investors Vorschub, übergeht die AnwohnerInnen-Interessen.

– Der Investor gibt einen Vorgeschmack darauf wie er sich die Refinanzierung seiner Immobilie vorstellt: Zweckentfremdung des öffentlichen Raums für profitable „Multimedia-Events“.

– Dieser ungeheuerliche Vorgang, mitten in ein schwebendes Verfahren hinein – Kretschmer hat bislang keinen Bauantrag vorgelegt, Behörden und Bezirke versicherten noch vor wenigen Wochen, der Park auf den Kasematten bleibe öffentlicher Grund und Teil des AnwohnerInnenkonzepts Park Fiction, eine Nutzung der Parkflächen durch den Investor sei ausgeschlossen – wird von der Stadt Hamburg sanktioniert.

– Gleichzeitig wird die Realisierung des Parks nach AnwohnerInnenwünschen von bezirklichen Grünausschüssen seit Monaten verschleppt und behindert.

Parallel zum Multimedia-Event treffen sich Digitalisierungs-Gegner deshalb am 23. April, zur abendlichen Bottleparty am unteren Ende des Schauermannsparks.

KEIN MITLEID MIT DER NEW ECONOMY

( Die volle Breitseite Peinlichkeit: www.hamburger-dialog.de )

Hamburg, 19.4.2001, Kontakt: Park Fiction, c/o Christoph Schäfer