faq – häufig gestellte Fragen

Ich habe außerdem gelesen, dass mit dem Park Fiction das erste Mal eine Stadt ein Kollektiv aus Künstlern und Anwohnern damit beauftragt hat, ein Städtebau Projekt auszuführen. Ist das so richtig? Und gilt das für Hamburg oder Deutschland oder Europa?

Ob es so etwas schonmal gegeben hat oder noch nie zuvor, ist von uns nicht zu beantworten. Entscheidend scheint uns zu sein, dass es hier- nicht um eine Rahmen geht, den die Stadt oder Investoren vorgegeben haben- keine alternative Nische entwickelt wurde – irgendwo im Hinterland, sondern ein öffentlicher Raum genau da entstandnen ist, wo die Immobilien-Finanz-Interessen am stzärksten sind, nämlich am Hafenrand- für uns sind irregulär errichtete Viertel in den Metropolen des Südens Bezugspunkte. Insbesondere interessiert uns der vollkommen selbstverwaltet entstandene Ort „Maclovio Rojas“ in Tijuana.

– Leider abgerissen wurde „Isola Arte“, ein Nachbarschaftsprojekt in Milano, an dem unter anderem der Künstler Bert Theis mitgewirkt hat.


Skateboarding im Park Fiction?

Sehr geehrte Damen und Herren,
mich würde aus eigener Betroffenheit einmal interessieren, ob sie damit konform gehen, dass die Blumenrabatten, die bis vor wenigen Tagen auch zum Skateboardfahren geeignet waren, und somit den Ansprüchen, die in ihrer eigenen Darstellung z.B. unter
 http://www.hinzundkunzt.de/hk/strassenmagazin/ausgabe/kunzt_und_kult/~article~234/
entsprachen, nunmehr nicht mehr zu diesem Zweck geeignet sind. Damit drückt sich unserer / meiner Meinung nac h ein eklatantes Missverständnis der Verantwotlichen dieser Aktion gegenüber dem Konzept des Park Fiction aus, bei dem es mich sehr interessiertzz, ob die Initiatoren dies akzeptieren / hinnehmen können?
Mit enttäuschten GrüssenXXX
Lieber XXX,dank für die Nachricht. Ich bin selbst früher geskatet und kann die Enttäuschung über den verschwundenen Spot (wie alle Beteiligten) gut verstehen. Es gibt aber keinen Grund hier den üblichen Vertriebenen-Diskurs vom Skateboarder-als-Opfer anzustimmen.
Dieser Park ist sehr klein. Er wurde von den AnwohnerInnen erkämpft, um unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse in St. Pauli zu erfüllen. Der Park ist von den AnwohnerInnen für die AnwohnerInnen geplant worden, die unterschiedlichen Inseln sollen Unterschiede in der Nutzung auf engem Raum ermöglichen.Die Idee des Parks ist, das sich unterschiedliche Leute dort aufhalten können und sich gegenseitig wenigstens in Ruhe lassen und sich – trotz des knappen Raums – respektieren.Niemand hätte etwas gesagt wenn es bei 2, 3 Skatern geblieben wäre, die hier mal auftauchen – so wie 2003/2004 hin und wieder die Palme oder der Fliegende Teppich geskatet wurden. Tatsächlich waren aber in Spitzenzeiten bis zu 50 Skater da, es wurde keine Rücksicht genommen, Kinder umgefahren, die Leute vertrieben, für die der Park gegen eine Bebauung des Geländes durchgesetzt wurde. Die Stimmung wurde immer aggressiver, kochte hoch: bürgerliche Zeitgenossen riefen dauernd die Polizei, grobere Naturen begannen damit, einzelne Skater vom Brett zu hauen. Die Sache begann zu eskalieren, die Idee des Parks als polizei- und gewaltfreier Raum für alle wurde beschädigt.

Natürlich wussten alle Beteiligten, dass es so kommen würde: Es gab deshalb bereits im vergangenen Sommer 2005 Treffen zwischen Skateboardern, betroffenen AnwohnerInnen, Architekten, BehördenvertreterInnen und Park Fiction. Damals wurde der – für beide Seiten bittere – Kompromiss ausgehandelt, das Skaten an den Kräuterbeeten auf die Zeit zwischen 15 und 18 Uhr zu beschränken. Ein Hamburger Skater machte die Vereinbarung in einschlägigen Läden auf Flyern bekannt.

Aber niemand hielt sich daran. Schlimmer: es war unmöglich, irgendein Limit durchzusetzen, irgendeinen Ort herauszunehmen – alle nicht-Skater wurden ignoriert, es gab eine einseitge generelle Verhandlungsverweigerung – ernst genommen wurden nur die Bullen, also der Staat.

Das nervige daran: es wurde gar nicht gekuckt, wo man eigentlich ist: An einem Ort der sehr lebendig ist, der gegen die staatlichen Autoritäten durchgesetzt wurde, der viel genutzt wird, und der nur funktionieren kann, wenn man sich gegenseitig respektiert und nicht: ein geplanter Totraum, wie die Magellanterrassen oder ein Supermarktparkplatz oder eine abstrakte Skulptur vor einer Bank zum Beispiel, die erst durch Skater lebendig werden, wo durch die Praxis des Rollbrettfahrens die gegebenen Autoritäten und die funktionalen Festschreibungen des städtischen Raums in Frage gestellt werden.

Leider mussten wir lernen, dass Skateboarder nicht automatisch Revolutionäre Situationisten sind, die umherschweifend sich die Stadt aneignen und die entfremdete Betonarchitektur mit ihrer Kunst verwandeln, sondern manchmal auch einfach Arschlöcher, deren menschenverachtende Mittelschichtshaltung sich in solchen statements ausdrückt: „Der Park Fiction steht zukünftig also scheinbar nur noch Arbeitslosen und Drogenabhängigen zur Verfügung. Super Sache.“( http://www.skateboardgeruechte.de/?p=675) Skateboarder als protestantische Arbeitsethiker?

Diesen Kollegen verdanken wir nun die unglaublich albernen Plastiksitze. Ehrlichgesagt bin ich froh, von solchen Leuten weniger in der Nachbarschaft zu sehen – egal ob die auf einem Rollbrett stehen, in einem fetten schwarzen Auto sitzen oder sich gerade mit Latte To Go bekleckern.

Ich habe den Eindruck, dass eigentlich allen Beteiligten sonnenklar war, dass eine so exzessive Nutzung eines Spots 2 Meter weg von einem Wohnhaus nicht lange gutgehen würde. Ich hoffe Ihnen ist auch aufgefallen, dass es im Rest des Parks keine Skateverhinderungsmassnahmen gibt. Uns ist durchaus bewusst, dass es einen gesellschaftlichen Anti-Skate und Anti- Graffiti Diskurs gibt, der kontrollgesellschaftlich motiviert ist, an dem wir uns nicht beteiligen wollen und gegen den wir uns seit beginn des Projekts vor zehn Jahren wenden. Ich hoffe es ist deutlich geworden, dass es hier um etwas anderes geht.

Mit freundlichen Grüßen,

YYY für Park Fiction