scroll down for English Das aus der taz bekannte „Pilotprojekt St. Pauli: Partnerschaft zwischen Polizei und Quartier“ unter der Regie von Nadja Maurer im Auftrag der FOSPOL / Polzeiakademie Hamburg bringt zur Zeit „Polizist:innen und Anwohner:innen“ zusammen: „Von den Bewohner:innen lernen Polizist:innen ‚in Zivil‘ das Quartier und dessen Bedürfnisse kennen.“ Auch das Park Fiction Komitee wurde für das „Format“ gecastet, um Teilnahme bzw. Erläuterung von Gründen gebeten, falls nicht. Wir ziehen es vor mit einem offenen Brief zu antworten: |
Offener Brief An: Dr. Nadja Maurer, FOSPOL / Polizeiakademie Hamburg Von: Park Fiction Komitee Hamburg, den 21. April 2022 Betr.: Ihre Anfrage vom 6. April „Bürgerdialog mit der Polizei“ |
Sehr geehrte Frau Dr. Maurer, auch wenn Sie uns nun als „relevante player“ des Stadtteils einstufen, bleiben wir dabei: wir legen keinen Wert auf eine Beteiligung an Ihrem Dialogverfahren mit der Polizei. Um Ihrer Entpolitisierung der Diskussion entgegen zu arbeiten, haben wir uns entschieden, unsere Antwort als offenen Brief zu formulieren: 1. Falsche Akteure: Aufgabe der Polizei ist es, politische Entscheidungen durchzusetzen. In diesem Fall stehen Drogengesetze, das Ausländer- und Arbeitsrecht einer humanen und gerechten Lösung der Situation an der Balduintreppe im Wege. Mit der Polizei lässt sich keine legale Absprache treffen, die diese Situation ändern könnte, denn sie ist ausführendes Organ. 2. Ebenso ist die „Task Force Drogen“ von der Politik beschlossen, die extrem erhöhte Polizeibestreifung in Kombination mit dem Status als „Gefährlicher Ort“ suspendiert Grundrechte für ganz St. Pauli Süd, hat keines der Probleme gemildert, sondern neue produziert. 3. Community Policing statt Community Organizing: Bestenfalls kann bei Ihrem Verfahren herauskommen, dass sich einige Beamte etwas weniger doof verhalten. Dafür etabliert Ihr „Dialogverfahren“ eine neue Rolle für die Polizei, die als Player in der demokratischen Problemlösung installiert werden soll. Mit dieser Rollenerweiterung wird die Gewaltenteilung umgangen und die demokratische Meinungsbildung unter polizeiliche Aufsicht gestellt. 4. Allein die Art Ihrer Anfrage produziert einen Bekenntnisdruck, der für eine demokratische Gesellschaft unwürdig ist. Verschärfend kommt hinzu, dass Sie, Dr. Maurer, Institutionen und Einzelpersonen offen unter Druck setzen, sich an Ihrem Verfahren zu beteiligen. Darüberhinaus werden Informationen darüber von Ihnen an Politik und Verwaltung durchgesteckt. Damit ist auch der letzte Rest ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit dahin, aus dem Dialog haben Sie ein Verhör gemacht – ohne richterlichen Beschluss. Daran werden wir uns nicht beteiligen und fordern die Politik, die Nachbar*innenschaft und die Wissenschaftscommunity auf, jede Kooperation mit Ihnen zu beenden und stattdessen demokratische und selbstbestimmte Formate der Meinungsbildung zu unterstützen. Hochachtungsvoll, Park Fiction Komitee https://park-fiction.net |
OPEN LETTER |
The „Pilot Project St. Pauli: Partnership between Police and Neighborhood“, less known from radio & TV but from the taz, directed by Nadja Maurer on behalf of FOSPOL / Polzeiakademie Hamburg, is currently bringing together „policemen:inside and residents:inside“: „From the residents, policemen:inside ‚in plain clothes‘ get to know the neighborhood and its needs.“ The Park Fiction Committee has also been cast for the „format“, asked to participate, and, if not, to explain why. We prefer to respond with an open letter: |
Open letter To: Dr. Nadja Maurer FOSPOL / Hamburg Police Academy From: Park Fiction Committee Subject: Your inquiry of April 6, „Citizen dialogue with the police.“ Dear Dr. Maurer, even though you now classify us as „relevant players“ of the district, we stand by our position: we do not value participation in your dialogue process with the police. To counter your depoliticization of the discussion, we have decided to formulate our response as an open letter: 1. wrong actors: the task of the police is to enforce political decisions. In this case, drug laws, foreigner and labor laws stand in the way of a humane and just solution to the situation at the Balduintreppe. No legal agreement can be reached with the police that could change this situation, because they are the executive body. 2. likewise, the „Task Force Drugs“ is decided about by politics, the extremely increased police patrols in combination with the status as a „dangerous place“ suspends basic rights for the whole of southern St. Pauli, has not solved any of the problems, but produced new ones. Community policing instead of community organizing: At best, your procedure may result in some officers behaving a little less stupidly. Instead, your „dialogue procedure“ establishes a new role for the police, who are to be installed as players in democratic problem-solving. This role expansion circumvents the separation of powers and places the democratic formation of opinion under police supervision. 4 The very nature of your request produces a pressure to confess that is unworthy of a democratic society. To make matters worse, you, Dr. Maurer, are openly pressuring institutions and individuals to participate in your proceedings. Moreover, information about it is leaked by you to politicians and administrators. This means that even the last vestige of your scientific independence is gone, you have turned the dialogue into an interrogation – without a judicial decision. We will not participate in this and call on politics, the neighborhood and the scientific community to end any cooperation with you and instead support democratic and self-determined formats of opinion formation. Regards, Park Fiction Komitee https://park-fiction.net |