Die sogenannten Riverkasematten
> Von der Kirchengemeinde St. Pauli, über die Schule Friedrichstrasse, den Hafenrandverein, die Gemeinwesenarbeit St.Pauli-Süd, das Café Geyer bis zum Golden Pudel Klub haben unterschiedlichste AnwohnerInnen erstmalig in Hamburg einen solchen radikal demokratischen Planungsprozess ermöglicht.
> 1997 ging es dann mit behördlicher Unterstützung los: seitdem trifft sich die Arbeitsgruppe Antonipark, ein Runder Tisch mit AnwohnerInnen, Initiativen und den zuständigen Behörden: der Bebauungsplan wurde auf Wunsch der Bevölkerung geändert, ein öffentlicher Park soll statt der ursprünglich geplanten Bebauung am Elbhang entstehen. Keine gewöhnliche Grünfläche, sondern ein von den AnwohnerInnen geplanter Park.
> Schule und Initiativen entwickeln in den späten 90ern ausgefeilte Konzepte für die Kasematten.
> Das Werkstatt- und Ausbildungsprojekt für arbeitslose Jugendliche scheitert, weil die Stadt die Kosten scheut.
> die Kasematten werden zur Erbverpachtung ausgeschrieben. Auflagen:
Akzeptanz im Stadtteil ist zu berücksichtigen,
Schauermannspark ist öffentlicher Grund, und:
nach den Vorgaben der Planung des Arbeitskreises Antonipark herzurichten;
> am Arbeitskreis Antonipark, dem runden Tisch aus AnwohnerInnen und VertreterInnen aller beteiligten Behörden, vorbei, werden die Kasematten erbverpachtet;
März 2001:
> der neue Besitzer macht sich im Viertel durch das Fällen von Bäumen vor den Hafenstrassenhäusern bekannt;
> dies Vorgehen sei „mit Park Fiction abgesprochen“, werden HafenstrassenbewohnerInnen in die Irre geführt;
> türkische Kinder werden aus dem Schauermannspark weggeschickt, hier sei Privatgrundstück, sie könnten hier bald sowieso nicht mehr spielen;
> dann wird bekannt: derselbe Investor bekommt die Rote Flora verkauft;
> bei einem Treffen des Parkarchitekten, eines Park Fiction Vertreters, Bezirks- und BehördenvertreterInnen zur Abstimmung der Park Fiction Pläne für den Schauermannspark mit dem Denkmalschutzamt, taucht – uns nicht angekündigt – der Investor Klausmartin Kretschmer auf. Zu Nutzung und Vorhaben in den Kasematten erhalten wir keine Aussage, von dem zu diesem Zeitpunkt längst geplanten Event kein Wort.
> Stattdessen stellt sich bei dem Treffen zufällig heraus, dass der Bezirk Mitte dem Investor die von der Hafenstrasse genutzten Gartenbereiche (Teil des Park Fiction Planungsgebietes) zur „Überplanung und Herrichtung“ anhand gegeben hat.
> (glücklicherweise zeitlich begrenzt…)
Ende März:
> bei einer Anhörung zum Antonipark / Park Fiction erhalten NachbarInnen, die wegen der Übergriffe des Investors auf das Planungsgebiet alarmiert sind, von den BezirksvertreterInnen trotz vehementester Nachfragen keine Antwort auf ihre Frage, was in den Kasematten geplant sei;
> gleichwohl spricht sich herum, dass der mit Kretschmer zusammenarbeitende Donald Vogel einerseits die Kasematten verschiedenen Eventveranstaltern (teils zweifelhafter Provenienz) anbietet, und zugleich an verschiedenen Orten ankündigt, man wolle auch den Schauermannspark für private Zwecke nutzen;
April 2001:
> Recherchen ergeben: eine exclusive Media-Night ist im Rahmen eines „Hamburger Dialog“ genannten „Nationalen Medienkongresses“ in und vor den Kasematten und im Schauermannspark geplant, für 500.000 Mark;
> als Highlight des Abends soll unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftssenators Mirow ein peinliches Riesengraffitti am Dock gegenüber mit dem Thema „Das Neue Hamburg und seine Partnerstädte“ enthüllt werden;
> vor den Kasematten wird ein turnhallengrosser Glaskasten und im Schauermannspark (die ehemaligen Bäume sind inzwischen gefällt), eine Tribüne errichtet; Securities in grünen Bomberjacken gängeln AnwohnerInnen, die wissen wollen, was los ist;
> in der „Welt“ vom 17.4.2001 wird die Media-Night als „das erste Event am neuen alten Ort“ angekündigt, dem weitere folgen sollen, denn die Gewölbe könnten „schon tageweise für das eine oder andere Event“ gemietet werden, und dabei solle sich „das spätere Nutzungskonzept herausschälen“, (so Ralf Pütting von der Agentur „Event Labs“);
> all diese Dinge („Anhandgabe“, „Schirmherrschaft“, Eventagentur die an Nutzungsplänen schraubt, Tribüne im Schauermannspark…) können wir nur als Probelauf der Investoren und als Demonstration der Stadt auffassen, die Expansionsbestrebungen des Investors (an den AnwohnerInnen und den mit der Park-Planung Beauftragten vorbei) zu unterstützen;
> Park Fiction macht deshalb die Vorgänge öffentlich: THAT’S GENTRIFICATION
> um Präsenz zu zeigen und vor Ort über die skandalösen Vorgänge zu informieren, laden wir (nicht ohne eine gewisse Selbstironie) „Digitalisierungsgegner“ ohne „Mitleid“ für die „börsengebeutelte New Economy“ zu einer „Bottleparty“ am Parkgelände ein;
> unabhängig davon untersagt die STEB die Nutzung des Schauermannsparks für den Event. Auch hier sieht man in dieser Handlung also eine Vorgriff – schliesslich hat Kretschmer noch keinen Bauantrag incl. Nutzungskonzept (=Voraussetzung) vorgelegt;
> wiederum unabhängig davon kursieren Fake-Einladungen der „STEG“ im Viertel, die AnwohnerInnen zu einem Glas Schampus in die Kasematten einladen;
> 21.April: „Es handelt sich um eine Fälschung“, so die STEG im Hamburger Abendblatt;
> den Verlauf der MediaNight sahen sie im Video
> nach dem Event wurde Herr Kretschmer an den runden Tisch der Arbeitsgruppe Antonipark gebeten, auch hier gibt es zur zukünftigen Nutzung der Kasematten keine Aussage.