Public Happiness: Komm auf den Teppich mit Oliver Marchart

Park Fiction präsentiert: Sonntag, 11. Juli 2021, 18 Uhr, Schauermannspark

Braucht ihr auch so dringend Gedankenfutter wie wir?

Unter dem Titel „Public Happiness: Die Rückgewinnung des Öffentlichen“ hat Park Fiction eine Reihe von Events, Vorträgen, Diskussionen und Workshops im Rahmen des Kultursommers Hamburg konzipiert.

Zum Auftakt sprengen wir gleich mal den kulturbehördlichen Zeitrahmen und erfüllen uns jetzt, Sonntag, den 11. Juli, um 18 Uhr einen Privatwunsch: Wir laden Oliver Marchart zum Vortrag in den Schauermannspark.

In seinem neuesten Buch „Conflictual Aesthetics“ stellt der Wiener Theoretiker mit Vollbart, der zudem Professor, Magister und Doktor ist, die Frage nach „künstlerisch-performativen und politischen Praktiken der experimentellen Wiedergewinnung von Zukunft, Öffentlichkeit und Repräsentation“.

Ein Schlüsselbegriff ist dabei „Pre-Enactment“, eine „künstlerische Vorwegnahme eines politischen Ereignisses“.

Kommt euch bekannt vor? Stimmt: Niemand geríngeres als Park Fiction selbst hatte bereits Mitte der Neunziger einen „Parallelen Planungsprozess“ enactet, und Aktionen gemacht, die den gewünschten Park vorwegnehmen.

Zum Beispiel bei einem Battle of the Grillsysteme: Kochsalon und Grillmaster Flesh traten damals zum spielerischen Wettbewerb an und stellten Grills zwischen die noch am Pinnasberg parkenden Autos – genau dahin, wo wir alle später einen Park haben wollten, den es jetzt gibt.

Eine Gruppe baute aus Paletten schwebende Plattformen in den Geesthang – aus diesem Versuch wuchs späte das „Inselkonzept“ des Parks.Und dann war da die Wunschproduktion, die Planung selbst, die wir als Spiel und zunächst ohne verbindliche Realisierungsabsicht für den Stadtteil in Gang setzten.

Für uns war dieses „vorwegnehmende Parallelarbeiten“ eine Möglichkeit, um aus der (besonders Senatsseitig) sehr verhärteten Situation nach der militanten Durchsetzung der Hafenstrasse herauszukommen, und die widerständige Energie der häufig klandestinen und aufreibenden Arbeit der Besetzer*innen in einen Sprung nach vorn zu verwandeln, in eine Einladung zur kollektiven Stadtaneignung. Wir waren uns damals sehr bewusst, was für ein Bruch diese zunächst spielerische „vorweggenommene Demokratisierung“ mit gängigen Praxen sowohl der Widerständigkeit, als auch des reformerischen eingelullt-werdens das war.

Auch wir hatten diese Idee des „parallelen“ nicht aus der Luft gegriffen, sondern waren von den Texten der Zapatistas aus Chiapas begeistert, die (zunächst schweren Herzens) von der Konfrontationspolitik á lá Che Guevara Abstand genommen hatten, und sehr bewusst begannen, 1. Zuzuhören und 2. parallele Strukturen eines besseren Lebens selbst aufzubauen. (John Holloway nannte diese Politik: „Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen“).

Offenbar kamen auch andernorts Menschen auf ähnliche Ideen. Marchart beschreibt Praktiken künstlerischer und politischer Intervention, die bereits in ihren Aktionen utopische Momente dessen verwirklichen, was man politisch eigentlich als Fernziel erreichen will.

Damit wendet sich der Autor (genau wie die Zapatist*innen) gegen die Logiken leninistischen bzw. protestantischen Verzichts, die ein instrumentelles Verhältnis zum politischen Handeln haben. Pre-Enactment ist aber kein Begriff für ein neues künstlerisches Genre, sondern ein Versuch einen Namen für Facetten politischer Zukunftsorientierung, die auf Veränderung zielen, zu finden.Ähnlich wie Bini Adamczak wendet sich Marchart gegen die Tragik des avantgardistischen Utopismus, der im konkreten politischen Handeln immer nur ein Scheitern vor den großen Idealen sieht. Emanzipatorische Bewegungen seien besser beraten, das vorwegnehmende enacting demokratischer Beziehungen im hier und jetzt, im kleinen Maßstab und als Vorgriff anzugehen. Marchart meint das aber ganz grundsätzlich – und wir freuen uns auf eine Diskussion und Beispiele aus anderen Zusammenhängen.Sonntag, 11. Juli 18 Uhr, auf unseren neuen Teppichen im Schauermannspark. Eintritt frei. Maske mitbringen.

Gefördert im Rahmen von #KultursommerHamburg

Treff um 18 Uhr vorm Buttclub, Hafenstrasse 126, wo euch unser Empfangsteam empfängt und die wegen der Pandemie gebotenen Prozeduren einleitet (Datenerfassung etc.). Bitte Maske mitnehmen, auf Abstand achten, der Vortrag und Diskussion finden draussen an der frischen Luft statt.

Eintritt frei!

Gefördert im Rahmen des Hamburger Kultursommers