Uferstreifen: Planungsprozess wird offiziell

Liebe Nachbar*innen! Hey Leute! Sehr verehrte Öffentlichkeit!

Es gibt Neuigkeiten:

Seit 14. August 2020 denken wir mit Ihnen über den Betonstreifen an der Elbe nach, sammeln Ideen, Entwürfe und Überlegungen in der Nachbarinnenschaft, führen informelle Gespräche mit Politik und Behörden. Doch jetzt…

… wird es offiziell: Die von Park Fiction organisierte Wunschproduktion wird von Beginn an in die Neuplanung des Uferstreifens einfließen.

Und die geht jetzt los!

Wie und warum es dazu kam, welche Schritte anstehen, was mit ihren Beiträgen passiert, wie sie sich beteiligen können, und wer welche Rolle dabei spielt, skizzieren wir in diesem Newsletter.

Ganz schön voll hier.(…) So viele gute Ideen, so viele Menschen – wir könnten noch mehr Platz gebrauchen. Die ganze Stadt könnte anders aussehen…“ Durch Ihre blinzelnden Augenlider fällt Ihr Blick auf eine langgestreckte, leere Betonfläche am Hafenrand…
Park Fiction, Spielplan, 1997

Verdächtiges Brachland

Im Park Fiction Komitee denken wir schon lange über die Betonfläche nach:

– Der Park mit den Palmen ist bei gutem Wetter oft rund um die Uhr voll, ohne Ausweichmöglichkeit, die eine Erweiterung an die Hafenkante bieten könnte.

– Angesichts der intensiven Bebauung und Vermarktung vieler Uferflächen in Hamburg war zu befürchten, dass der Uferstreifen in den Blick von Profitinteressen gerät – bereits 2009 haben wir mit anderen Initiativen des Stadtteils die Ansiedlung der Beachclubs verhindert.

– wir möchten nicht, dass eine übliche top-down Neuplanung die Ergebnisse einer nachbarschaftlich selbstorganisierten Stadtplanung am Hafenrand – von Hafenstrasse bis Park Fiction – überschreibt.

– wir haben deshalb mit Ihnen, vielen Nachbar*innen und Park-Nutzer*innen seit August 2020 Themen für eine Gestaltung per Wunschproduktion ermittelt – in Planungsstationen, Workshops und Vorträgen.

Wohnmobile mit Hafenblick

Selbstverständlich denken auch Andere über den seit 30 Jahren kargenden Uferstreifen nach.

Aus Perspektive der Umweltbehörde (BUKEA) ist die Fläche Teil der „Landschaftsachse Elbe“. Die beginnt nebenan, an den Landungsbrücken.

Unser schmuckloser Betonstreifen liegt also direkt am Anfang dieses kilometerlangen Spaziergangs durchs Grüne. Und der ist zugeparkt mit Wohnmobilen, das Ufer eine Steinschüttung, lieblos mit Teer befestigt. Klar, dass das nicht immer so bleibt.

Sich über facebook selbst beauftragen

Im letzten Wahlkampf ließen sich die Hamburger Parteispitze, Annalena Baerbock und Robert Habeck auffällig häufig im Park Fiction ablichten. Schliesslich kündigten im Februar 2020 die grünen Hamburger Spitzenpolitiker*innen an, den Park Fiction auf den Betonstreifen am Ufer erweitern zu wollen.

Wir von Park Fiction gratulierten auf Facebook für das Aufgreifen unserer Idee. Und bedankten uns für den Auftrag.

06.01.2020, Hamburg: Robert Habeck (Mitte, l-r), Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen), Zweite Bürgermeisterin von Hamburg und Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl 2020, und Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, stehen bei einem Pressestatement nach dem Beginn der Jahresauftakt-Klausur des Grünen-Bundesvorstands im Park Fiction über dem Hafen in St. Pauli. Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Inhaltlich ging es uns darum, dass die Erfahrungen von Park Fiction berücksichtigt, und ein nachbarschaftlicher Blick im anstehenden Prozess gesichert wird.

Nach unserer Charme-Attacke im Internet kam es schnell zu ersten Kontaktaufnahmen. Dann kam Corona. Dann gab es vertrauliche Gespräche mit Senatoren im Rathaus. Und wieder Pausen. Schließlich Konkretisierungen, Treffen, Auseinandersetzungen, Vorschläge. Und schließlich eine Einigung mit der BUKEA.

Uneingeladene Stadtplaner*innen wie wir

Uns ging es um eine garantierte Rolle im Verfahren für die Ergebnisse der Wunschproduktion, für die Ideen aus der Nachbarinnenschaft und für die hier entwickelte, selbstorganisierte Planungskultur.

Park Fiction ist zwar eine der langlebigsten Initiativen und kollektiven Kunstprojekte, hat und will aber keine Bürostruktur. Wir wollen unsere künstlerische und politische Unabhängkeit behalten.

Diese nachbarschaftliche Rolle verträgt sich nicht mit einer Rolle als Auftragnehmerin der Behörde. Weder wollten wir uns bei der Stadt bewerben, noch wollten wir Verantwortung für die Steuerung eines verwaltungstechnischen Planungverfahrens übernehmen.

„Qualifizierung Hafenkante“

Für die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) besteht in dieser Situation die Notwendigkeit, ein äusserst komplexes Planungsverfahren mit vielen Stakeholdern (zwei Bezirke, mehrere staatliche/halböffentliche Körperschaften, unterschiedliche Behörden und Rechtssituationen auf dem Gelände) zunächst einzutüten und auf den Weg zu bringen. Denn zum Planungsgebiet gehört nun der gesamte Raum von Strand-Pauli bis Fischmarkthalle. Das ist ein großer Job, der europaweit ausgeschrieben werden musste.

Bei dieser Ausschreibung haben wir die Stadt beraten, um die Beteiligung der Nachbarinnenschaft abzusichern und die Ausschreibung mit einem ausführlichen Dossier unterfüttert.

Unser Dossier können Sie sich hier als pdf anschauen & runterladen:

https://park-fiction.net/wp-content/uploads/2024/01/dossier-layout-single-page-smal-1.pdf

Die Purzelbäume zeigen zartes Grün

Mit projektbüro und uvm haben zwei Büros die Ausschreibung gewonnen, die mit Projekten wie mikropol, PARKS und den hallo:festspielen vielfältige Erfahrungen und eine tolle Energie in das Verfahren bringen. projektbüro & uvm arbeiten bereits an der Grundlagenermittlung und am Prozessdesign.

Wir von Park Fiction Komitee werten die Beiträge aus der Wunschproduktion aus und stellen die im Frühling, zusammen mit den Büros, öffentlich im Stadtteil vor.

Für uns ist es essentiell wichtig, eine (care) Struktur zu finden, die den Raum kulturell prägt, Kommerz limitiert und den Ort zugleich offen hält für informelle, gemeinnützige, politische und selbstorganisierte Nutzungen.

Wie es nach dieser Übergabe weiter geht – Stichworte: provisorische Nutzungen, inhaltliche Vertiefungen – erfahrt ihr dort bei der Stadtteilkonferenz, und über diesen Kanal!

Wir freuen uns über diese für Hamburg, St. Pauli und Altona wichtige Weichenstellung, und auf einen aufregenden Prozess!

Bis zum Frühling!

Euer Park Fiction Komitee