NEWSLETTER #3: TALENTE TIERE TRADITIONEN

Danke, beeindruckende Nachbar*innenschaft!

Das waren vier aufregende Wochenenden mit intensiven Gesprächen und unwahrscheinlichen Begegnungen, mit neuen, lang-nicht-gesehenen und bisher-daran-vorbeigelaufenen Nachbar*innen, Interessierten und teils auch erstmaligen Besucher*innen des Parks. Es ist toll hier zu wohnen!


Mit Blick auf Elbe und Barboncino fließt die Inspiration ganz automatisch auf ’s Papier. Vor allem wenn dazu die begnadete (Ex-)Wilhelmsburgerin Derya Yilderim den Soundtrack liefert. (Historischer Moment übrigens – das erste Pudel Open Air im Park Fiction „Grüntheater“ seit einem gefühlten Jahrzehnt.)
Foto (c) Park Fiction 2020


TALENTE

Von den Ergebnissen und Tendenzen dieser ersten Sondierung verraten wir ausserhalb des Gesamtzusammenhangs noch nichts – oder nur so viel: Die Wucht, die Entschlossenheit und die selbstbewusste Ausführlichkeit der Bearbeitung der Bögen zieht uns die Schuhe aus! Das haben wir so durchgängig und durch unterschiedlichste Altersgruppen hindurch nicht erwartet – und auch noch nicht erlebt.

Da wir in dieser Phase ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, machen wir an dieser Stelle einen vorläufigen Schnitt – aber wenn Ihre Ideen noch in diese erste Auswertung einfließen sollen, dann rasch her damit! Geben Sie ihren Beitrag bis 4. Oktober im Café Geyer ab. Die Betreiber des Traditionscafés haben eine DIN A3 große Schachtel die mit Arbeitsbögen, formlosen Zetteln, Skizzen und Notitzen gefüllt werden will.    Lass deine Idee nicht im Altpapier verenden – gib sie noch bis 4. Oktober im Café Geyer am Hein-Köllisch-Platz ab.
Foto (c) Park Fiction 2020


TIERE

Nie haben wir soviele Nachfragen bekommen, wie bei unserer Ankündigung aus dem letzten Newsletter, diesmal etwas über Tiere zu bringen. Klar, denken Sie jetzt, nichts kriegt soviele Klicks auf Youtube wie Charlie Schmidt’s Keyboard Cat. Aber das interessierte unsere Nachbar*innen gar nicht, sondern ob wir Fahin Amirs „Schwein und Zeit“ schon gelesen hätten. Oder ob wir uns auf Klaus Theweleits letzten Band der Pocahontas Reihe beziehen. Wir merken: Während Corona wurde vel gelesen, und wir lernen Neues: Über das „Dänische Protestschwein“ zum Beispiel. Und dass es im Planungsgebiet früher einen Anleger gab. Nur für Kühe: Den Kuhsteg.

Wie sähe der Elbuferstreifen aus, wenn Tiere planen könnten?
Foto (c) Park Fiction 2020


ILLEGAL SCHWIMMEN

Die älteren Mitbüger*innen wiesen uns etwa darauf hin, dass sie als Kinder verbotenerweise am Kuhsteg im Wasser gespielt hätten, trotz Kuhpfladen. Das war in den 50erjahren, aber wie lange das weiterging, wussten die Teilnehmer*innen nicht zu sagen. 

ILLEGAL FEIERN

Noch bis in die sehr frühen Neunziger, behaupten andere Stimmen, habe man den Kuhsteg für halblegale Parties nutzen können. Das war vor kurzem auch noch auf dem Anleger Fischmarkt möglich, und zwar rollstuhlzugänglich, wie uns eine Expert*in versicherte.

LEGAL ENTEIGNEN

Auch das geht neuerdings nicht mehr, denn auf dem Anleger hat sich eine neue Teuergastronomie breit gemacht. Liberté haben die Betreiber ihr Lokal passenderweise genannt, als wollten sie ausdrücklich auf den neoliberalen Freiheitsbegriff hinweisen, der jederzeit bereit ist, die Freiheit für alle gegen Profit und Elbblick für Wenige einzutauschen.

AMIGOWIRTSCHAFT AM HAFENRAND

Das Privileg der Elbblickimmobilie hat sich auch in diesem Fall ein John Gustav W. besorgt. Der ist bereits Partner des Beachclubs StrandPauli an den Landungsbrücken – zusammen mit Frank H., der wiederum Geschäftsführer jenes Nochtspeichers in der Bernhard-Nocht-Strasse ist, der noch vor kurzem vom Schwarzen Block bedroht worden sein wollte. Verbandelt sind die Herren mit dem Sinn für profitable Nutzung des Hafenrandes über eine GmbH mit dem unverholen deutlichen Namen „Tres Amigos“*.
Drei Amigos am Hafenrand: Sacha Essayie hat diese Styroporwürfel vor Jahrzehnten für den Buttclub produziert. Die Idee: Mit steigender Abnutzung bekommen die Sitzwürfel immer wieder einen neuen Acrylfarbenanstrich – und erhalten so auf die Dauer eine unverwechselbare, organische Form.
Foto (c) Park Fiction 2020


TRADITIONEN

Der Uferstreifen ist also längst im Focus, und wir halten den Moment für gekommen, den Kopf aus dem Sand zu ziehen – und das Gelände jetzt mit Ideen zu besetzen. Kommerzialisierung oder:

ALLES ALLEN!

So nennt sich eine der Gruppen vor allem junger Leute, die sich zusammengeschlossen haben um unter dem Titel Wer hat der gibt jene Reichen zur Kasse zu bitten, die im Boom sehr viel verdient haben. Für Aktionen im Vorfeld des bundesweiten Aktionstags haben die jungen Leute sich natürlich den Park Fiction ausgesucht.

Die jungen Leute lassen sich nicht lumpen: Auf goldenem Stoff werden „Die Reichen“ davon in Kenntnis gesetzt, dass sie für die Krise zahlen sollen. Ulf Poschardt ärgert das so sehr, dass der WELT Chef auf Twitter gegen die Aktivist*innen ausfällig wird. Ob im Springerverlag das Koks aus ist? Bei der „Wer hat der gibt“ Mobilisierungsveranstaltung im Park gab’s Cremon gegen Spende… 
Foto (c) Park Fiction 2020 


Anarchistinnen jodeln besser: Umverteilungsoper im Stil von Alice Creischer, Eselsalptraum haben keine falsche Scheu beim Aufstellen großkotziger Forderungen. Toller Auftritt!

19.9. Wer hat der gibt
Samstag 18 Uhr ab Hamburg Dammtor nach Harvestehude
Prädikat: „Gewaltorientiert“ (Hamburger Abendblatt)
Dresscode: Gucci, Offwhite
Input: Friedrich Merz


TOO MUCH

Dass die Armen in der Regel zu nett zu ihren Ausbeuter*innen sind, hat ja nicht zuletzt der überraschend verstorbene Occupy-Theoretiker David Graeber bemerkt (Caring Too Much. That’s the Curse of the Working Classes).

off topic: DEMOSERVICE

20.9. Solifoto für Krankenhaus-Arbeiter*innen
Sonntag 16 Uhr auf der Palmen-Insel im Park Fiction
Prädikat: „Geld ist besser als Klatschen“
Krankenhausbeschäftigte bereiten sich auf Arbeitskämpfe vor. Trotz Corona soll der Gesundheitssektor weiter kaputtgespart werden. Da die Beschäftigten nicht streiken dürfen, haben sie uns über „St- Pauli selber machen“ um Support gebeten. Kommt für ein Solifoto in den Park, bringt Kinder, Oma und Opa, Freund*innen und Hunde mit.
Dresscode: OP-Maske
Input: Dr. Sommer


WIE ES WEITERGEHT

Wegen der Pandemie können wir noch nicht definitiv sagen, wie es mit der Wunschproduktion für den Uferstreifen weitergeht. Zunächst steht eine gründliche Sichtung an. Auf dieser Basis werden wir weiter überlegen, welche Aspekte vertieft werden sollten – oder ob ganze Themenkomplexe fehlen. In jedem Fall werden wir weiter leidenschaftlich an neuen Formaten der Demokratisierung von Stadtplanung zu arbeiten.      
Fun und Participation, Gestaltungsmacht statt Herrschaft: Am letzten Tag dieser Wunschproduktionsphase haben wir über 70 Beiträge erhalten.
Ein Schatz!
Ihr seid toll!
Foto (c) Park Fiction 2020


CLIFFHANGER

Wunschproduktion ist kein Wunschkonzert, sondern ein kollektiver Prozess, der Untersuchung, Forschung, Reflexion und Gestaltung mit Leidenschaft und vielen Köpfen betreibt. Wie geht Park Fiction mit Material, Ideen und Beiträgen um? Das erfahren Sie im nächsten Newsletter.

Bleiben Sie uns gewogen und empfehlen Sie uns weiter!   Fussnoten:

* Alle Infos zu Partner*innen, Geschäftsführer*innen etc. laut Informationen auf den betriebseigenen Webseiten (verlinkt) oder laut North Data 
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