(scroll down for English) Gestern haben wir den Entwickler*innen des Büroblocks am Pferdemarkt einen offenen Brief zukommen lassen, den wir Ihnen, liebe Leser*innen, nicht vorenthalten wollen: „Hey, Paulihaus Konsortium, wir müssen ihnen da mal was erklären: Die Palmen, die sie in ihrem Entwurf verbastelt haben, die haben sie geklaut. Und zwar von uns. Screenshot von der Webseite des „Paulihaus“, einem Konsortium aus u.a. STEG, Hamburg Team, Markenmacherei. Quelle: https://paulihaus.de/aus-built-in-st-pauli-wird-paulihaus-2/ abgerufen am 11.02.2021 DAS WOLLEN WIR ABER NICHT Schließlich werden Sie in der Presse ja nicht müde, über ihren an allen Gremien geschickt vorbeigemogelten Büroklotz zu behaupten, es hätte Beteiligungsverfahren gegeben. Das ist bekannterweise nicht so, und deshalb haben sie jetzt Ärger. Mit dem Maharaja. Mit der direkten Nachbarschaft. Mit der Initiative St. Pauli Code JETZT! Mit dem ganzen Stadtteil. Und ab sofort auch mit uns. Das mit der Beteiligung geht nämlich so: Mit seiner Idee stellt man sich einer ergebnisoffenen Diskussion. Dann informiert man alle, die das angehen könnte, und deren Schwestern, Eltern, Brüder und Freund*innen. Klingelt an jeder Haustüre. Verteilt Fragebögen und Zeichenblätter, Stifte und Knete. Sammelt all das ein, analysiert es, und kommt zu Ergebnissen die vielleicht sogar anders sind als das, was man selbst sich gedacht hat. Das alles stellt man öffentlich vor und diskutiert es, wägt gemeinsam ab und kommt so zu einem neuen Entwurf. So haben wir das gemacht – und so sind sie entstanden, die Palmen von Park Fiction. Wir nennen das Wunschproduktion, für andere ist es die intensivste Beteiligung der Welt. SIE HINGEGEN MACHEN ETWAS ANDERES Sie fragen niemanden, sondern sprechen sich einfach hinter den Kulissen ab, schmeißen ihre Mieter*innen raus, beauftragen ein Architekturbüro damit, ihnen eine dekorative Hülle für die maximal an dieser Stelle mögliche Volumenausnutzung zu zeichnen, lassen sich den Quatsch genehmigen, schieben dann den Entwurf um 10 – 20 % zusammen und montieren am Ende unsere Palmen davor. Das, wertes Konsortium, nennt man nicht „Beteiligung“, sondern: Enteignung. UND DAS MÖGEN WIR NICHT Wir mögen nicht, dass Sie sich eine Baugenehmigung und den Status als Förderfall erschleichen, obwohl einer von ihnen, ihr mittlerweile größter Anteilseigner Axel Oberwelland, in Wahrheit Milliardär ist. Wir mögen es nicht, wenn sie auf der Suche nach Immobilien- und Distinktionsgewinn andere beklauen, verdrängen, verklagen und vertreiben. Und wir mögen zehnmal nicht, dass sie dabei denken, wir sind hier alle doof und durchschauen nicht, wenn sie sich mit fremder Leute Federn schmücken. BASTELTIPP Wir fordern Sie, Paulihaus Konsortium, auf, umgehend die Park-Fiction-Palmen aus ihren Entwürfen, Bildern und Publikationen zu nehmen. Stattdessen geben wir Ihnen und ihren Photoshop-Expert*innen die Aufgabe auf den Weg und das Material an die Hand, ein realistischeres Bild ihres Hauses und seiner Zukunft zu malen. Denn schon der Bau, falls es dazu kommt, wird wahrscheinlich weniger von Jubel, als von Polizeiketten begleitet werden. Und ihre Gebäudehülle sollten sie mit den millieutypischen broken windows und colorbombs verzieren. VIEL SPASS DABEI …und auf gutes Gelingen. Anderswo, und ohne uns. Ihr Park Fiction Komitee für Urheberrechtsverletzungen und selbstverwaltete urbane Künste“ ——————————————————– (English translation) „Hey, Paulihaus Consortium, we have to explain something to you: The palm trees that you tinkered with in your design, you stole them. And you stole them from us. But we don’t want that. After all, you never tire of claiming in the press that your office block, which cleverly bypassed all the committees, had been subject to a participation process. As we know, that is not the case, and that is why you are now in trouble. With the Maharaja. With the immediate neighborhood. With the initiative St. Pauli Code JETZT! With the whole district. And from now on also with us. The participation works like this: You submit your idea to an open discussion. Then one informs everybody, whom this could concern, and their sisters, parents, brothers and friends. Ring every doorbell. Hand out questionnaires and drawing sheets, pencils and plasticine. Collect all this, analyze it, and come to results that are perhaps even different from what you yourself thought. All of this is presented to the public and discussed, weighed up together and a new draft is arrived at. That’s how we did it – and that’s how they came into being, the palms of Park Fiction. We call it wish production, for others it is – the most intense participation in the world. You, on the other hand, do something different. You don’t ask anyone, you just talk behind the scenes, kick out your tenants, hire an architectural firm to draw you a decorative shell for the maximum possible volume utilization at this location, get the nonsense approved, then push the design together by 10-20% and mount our palm trees in front of it at the end. That, dear consortium, is not called „participation“ but: Expropriation. And we don’t like that. We don’t like the fact that you are trying to get a building permit and the status as a subsidy case, even though one of you, your now largest shareholder Alex Oberwelland, is in fact a billionaire. We don’t like it when you steal from, displace, sue, and evict others in your quest for real estate and distinction. And we don’t like it ten times over that you think we’re all stupid here and don’t see through it when you adorn yourself with other people’s feathers. We demand that you, Paulihaus Konsortium, immediately remove the Park Fiction palms from your designs, images and publications. Instead, we give you and your Photoshop experts the task and the material to paint a more realistic picture of your house and its future. Because even the construction, if it happens, will probably be accompanied less by cheers than by police lines. And you should decorate your building shell with the millieutypical broken windows and colorbombs. Have fun, and here’s to good luck – elsewhere, and without us. Your Park Fiction Committee for copyright infringement and self-managed urban arts“ |